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Anwendungsmöglichkeiten der Bioenergetischen Analyse bei Verlust und Trauer

Die Bioenergetische Analyse eignet sich besonders für die Begleitung von Menschen mit Verlusterfahrungen. Ihre Wirkprinzipien – Beziehungsarbeit, Grounding, Arbeit an muskulären Blockaden und mit den Charakterstrukturen, Umgang mit dem Körper-Ausdruck sowie angewandtes Wissen und Übungen zu körperlichen und neurologischen Vorgängen – unterstützen Trauernde bei der Bewältigung der Trauerarbeit in ihrer speziellen Situation und Befindlichkeit.

Diese Wirkprinzipien erweitern die bereits vorhandenen Trauertheorien wie Phasen- und Aufgabenmodelle, die sich aus Freuds und Lindemanns beschriebenen Symptomatologien herausentwickelt haben und die heute kontrovers diskutiert werden. Phasenmodelle (vgl. Kast 1) beschreiben das individuelle Erleben Trauernder und ihre Trauerreaktionen, Aufgabenmodelle (vgl. Worden 2) heben die aktive  Bewältigungsleistung hervor und fassen Anforderungen an Trauernde, bzw. deren Trauerarbeit (vgl. Freud 3) zusammen.

Diese beiden Ansätze sind aus meiner Sicht zu verbinden, da Phasenmodelle den psychodynamisch regressiven Prozess der Verlustbearbeitung beschreiben, dem sich Trauernde oft passiv ausgeliefert fühlen und der Begleitung, Verarbeitung und Zeit braucht, um zu heilen. Aufgabenmodelle verlangen und ermöglichen, dass Trauernde aktiv handeln und Trauerarbeit leisten. Die Möglichkeit des aktiven bewussten Handelns im Trauerprozess, vermindert Gefühle der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins und ermutigt wiederum zum Einlassen auf den Abschiedsprozess mit all seinen intensiven Gefühlen.

Diese Zusammenstellung ermöglicht eine therapeutische Trauerbegleitung, die sich an Trauerphasen und darin anstehenden Entwicklungsaufgaben orientiert und die mit bioenergetisch-analytischen Interventionsmöglichkeiten begleitet und unterstützt wird.
Nur wenn schmerzhafter Verlust mit allen Sinnen erlebt und durchlebt werden kann, ist ein Abschied möglich, der Entwicklung und Autonomie fördert.

– Maga. Eva Maria Plank

Literatur:
1 Kast V.: Trauern, Phasen und Chancen des psychischen Prozesses, Verlag Kreuz, Stuttgart 1993, (Erstauflage 1982)
Worden, W.J.: Beratung und Therapie in Trauerfällen. Ein Handbuch, Verlag Hans Huber, Bern 2011 (4. Auflage)
3 Freud, S.: Trauer und Melancholie (1916), New York, International University Press, 1943, in: Gesammelte Werke, Bd. 10, S. Fischer, Frankfurt 1967

Foto: Manü! / Quelle Photocase.de